- Friaulisch
-
* * *
Friaulisch,ein romanisches Idiom, das von etwa einer halben Mio. Menschen (genaue Zahlen sind unbekannt) im Nordosten Italiens (Region Friaul-Julisch Venetien und angrenzende Gebiete) gesprochen wird. Sprachlich hat das Friaulisch im Vergleich zu den benachbarten Mundarten Venetiens viele seit dem Mittelalter im norditalienischen Raum aufgegebene Besonderheiten bewahrt (z. B. nicht vokalisiertes nachkonsonantisches l, auslautendes -s, [tʃ] und [dʒ] statt [ts] und [dz] im süditalienischen Raum, Palatalisierung von k und g vor a), wodurch sich auch Ähnlichkeiten zum Dolomitenladinischen und Bündnerromanischen erklären (Ladinisch).Der älteste literarische friaulische Text stammt aus dem Jahre 1380 (»Piruç myó doç inculurit«). Seitdem ist die Tradition nicht wieder abgebrochen, doch ist im Einzelfall schwer festzustellen, inwieweit sich die Schriftsteller jeweils als Vertreter einer eigenständigen Literatursprache oder als Dialektdichter einer der Regionen Italiens empfanden. Ermes di Colloredo (* 1622, ✝ 1692) führte die Formen der zeitgenössischen Kunstpoesie ins Friaulisch ein, und P. Zorut dichtete Kanzonen und heitere Spottgedichte in romantischem Geist. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine umfangreiche Übersetzungsliteratur (Piero Bonini, * 1844, ✝ 1905), und unter dem Eindruck der sprachwissenschaftlichen Arbeiten, die die Eigenständigkeit des Friaulischen gegenüber dem Italienischen betonten, entwickelte sich eine Literatur mit mehr Eigenbewusstsein (Ercole Carletti, * 1877, ✝ 1976; Ugo Pellis, * 1882; Marta Gioitti Del Monaco, * 1890; Anna Fabris, * 1872, ✝ 1959). Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen entscheidende literarische Impulse von P. P. Pasolini aus, der bis zum Beginn der 50er-Jahre v. a. in friaulischer Sprache schrieb. Heute ist die friaulische Literatur besonders von der Lyrik geprägt.P. Rizzolatti: Elementi di linguistica friulana (ebd. 1981).
Universal-Lexikon. 2012.